Ende des Jahres erschien von ihm in den Blättern für literarische Unterhaltung die erste einer Reihe ausführlicher Rezensionen zu Erzählwerken des nach liberalen Anfängen immer mehr zum Konservativismus neigenden Schweizer Dichters Jeremias Gotthelf. Von seiner „Hauptunterrichtsanstalt“,[36] dem Königlichen Schauspielhaus, war Keller enttäuscht. Keller zog mit Mutter und Schwester in das Zürcher „Steinhaus“, wo sich im ersten Stock die Kanzlei, im zweiten die Dienstwohnung des Staatsschreibers befand. In dieses „Festleben“, erträumt im Grünen Heinrich während der Berliner Entbehrungen,[78] tauchte der Dichter ein: In Vaterlandes Saus und Brause, Mein Aug ist matt von deiner Pracht; Parallel zur Arbeit am Grünen Heinrich entstanden in Kellers Kopf jene Lebensbilder, die sich nach Abschluss des Romans in Novellenform niederschlugen: Die Leute von Seldwyla. Die Regierung hatte es gewagt, den linkshegelianischen Theologen David Friedrich Strauß an die Zürcher Universität zu berufen. Da an Bildverkäufe anfangs nicht zu denken war, versuchte Keller sein Mitgebrachtes zu strecken, indem er sich mit einer Mahlzeit täglich begnügte. Die dramatischen Vorgänge der „trockenen Revolution“ (Keller) von 1863 bis 1869 beschreiben Meinrad Suter und Thomas Weibel in: Nur wenige schriftliche Spuren dokumentieren die Wirkung von Luises Tod auf Keller, darunter drei Gedichte: Worte einer Freundin, zitiert nach Werner Staub: „Christina Luise Scheidegger 1843–1866, die Braut von Gottfried Keller“. Ursula, Das Sinngedicht Martin Salander, Novellenzyklen [15] Der rege Zustrom aus Deutschland bewirkte, dass der Lehrkörper der 1833 gegründeten Universität Zürich anfangs überwiegend aus oppositionellen deutschen Akademikern bestand. Als die Zürcher Regierung ihm ein Reisestipendium gewährte, wandte er sich nach Heidelberg an die Ruprecht-Karls-Universität, um Geschichte und Staatswissenschaften zu studieren, und von dort aus weiter nach Berlin, um sich zum Theaterschriftsteller auszubilden. Februar 1864 verstarb Elisabeth Keller in ihrem siebenundsiebzigsten Lebensjahr, ohne krank gewesen zu sein. Der letzte dieser Artikel betraf einen zentralen Punkt: Der Zürcher Große Rat hatte versucht, die Kinderarbeit in den Baumwollspinnereien gesetzlich von 13 auf 12 Stunden zu reduzieren, war aber am Widerstand der Fabrikanten gescheitert. Kapitel des 4. Wilhelm Tell (100 Franken), Zweite Serie (1911) Charles Ferdinand Ramuz (200 Franken) | [56] Hettner schilderte er im Juli 1853 seine Lebensumstände während der Arbeit am Grünen Heinrich: Hinzu traten innere Widerstände, da Kellers Ansprüche an die Qualität seines Schreibens im selben Verhältnis gewachsen waren wie der Umfang des Romans: Zu diesem Zeitpunkt war die Veröffentlichung der ersten drei Bände des Romans bereits absehbar. Der Autor, der selbst den kirchlichen Feiern fernblieb, hatte, wie üblich, der Staatskirche zum Bettag gut besuchte Gottesdienste gewünscht, dann jedoch hinzugefügt: „Möge aber auch der nicht kirchlich gesinnte Bürger im Gebrauch seiner Gewissensfreiheit nicht in unruhiger Zerstreuung diesen Tag durchleben, sondern in stiller Sammlung dem Vaterlande seine Achtung beweisen.“ Diese Worte eines Feuerbachianers von der Kanzel herunter verlesen zu müssen hätte für viele Geistliche eine Zumutung bedeutet, weshalb die Regierung bei einem anderen Schreiber ein diplomatischer formuliertes Mandat bestellte. [7] Doch in dieser Zeit entstanden seine ersten Novellen „Die Freveltat“ und „Der Selbstmörder“. Juli 1869 nutzen die Zürcher Sängervereine, Studentenverbindungen und nicht zuletzt die Kantonsregierung, um den schweigenden Dichter anlässlich seines fünfzigsten Geburtstags „laut an seine Bestimmung zu mahnen“. Mit der Forderung nach einem distanzierten, reflektierenden Publikum, das „vollkommen klar die ergreifenden Gegensätze einer Situation durchschaut, welche den beteiligten Personen selbst noch verborgen sind“, nahm der angehende Epiker ein Prinzip des epischen Theaters vorweg. Zwei der Hoffnungen, mit denen er nach Berlin gekommen war, blieben indessen unerfüllt: Die Schriftstellerei gewährte ihm kein Auskommen und seine Theaterstücke gediehen nicht über Entwürfe hinaus. Die Ära Alfred Escher war angebrochen, das liberale Zürich legte die Fundamente seiner gegenwärtigen Geltung. Im Berner Bund setzte er diese Angriffe in geistreich-witzigen Artikeln fort. Er hörte bei ihm jenes anthropologische Kolleg, das im Grünen Heinrich verarbeitet ist. Juli wurde er im Züricher Krematorium eingeäschert, für dessen Bau er sich eingesetzt hatte. Overlijdensadvertenties, Bidprentjes enz. Von Kellers Novellen wurden 4 ausgewählt: Romeo und Julia auf dem Dorfe, Die drei gerechten Kammacher, Kleider machen Leute und Der Landvogt von Greifensee, von seinen Gedichten 8: Frühlingsglaube („Es wandert eine schöne Sage“), Herbst („Im Herbst, wenn sich der Wald entlaubt“), In der Stadt („Wo sich drei Gassen kreuzen“), Winternacht („Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt“), Erster Schnee („Wie nun alles stirbt“), Schöne Brücke („Schöne Brücke, hast mich oft getragen“), Abendlied („Augen, meine lieben Fensterlein“) und Die öffentlichen Verleumder („Ein Ungeziefer ruht“). In weniger als einem Jahr war ein Verfassungsrat gewählt – mit Keller als zweitem Sekretär – und eine neue Verfassung ausgearbeitet, welche am 18. Bedeutende Anregung verdankte Keller auch dem Mediziner Jakob Henle, den er von Zürich her kannte. Und lulle mich mit Liedern ein! Wie sein Romanheld wagte Keller es nicht, der Unerreichbaren seine Liebe zu gestehen. Die politischen Asylanten blieben nicht Zaungäste, ihre Beteiligung am „freien Volksleben“ war selbstverständlich, ihre Beiträge willkommen. Die Scheuchzer-Familie war weitläufig mit dem gleichnamigen Zürcher Patriziergeschlecht verwandt, das mehrfach Ärzte hervorbrachte, darunter im 17. [101] Anfang 1865 lernte Gottfried Keller im Hause eines Zürcher Freundes die Pianistin Luise Scheidegger (1843–1866) kennen. So entstand das Projekt, ihn aus der misslichen Lage zu befreien. Sie wurde tatsächlich sein Heil. Im Traum zu ruhn durch deine Nacht. Der „Züriputsch“ wurde zwar blutig niedergeschlagen, aber auch die liberale Regierung stürzte, und es begann eine mehrjährige Vorherrschaft der Konservativen. Keller an Freiligrath, 30. Er lernte ohne Mühe und zeigte früh das Bedürfnis, sich malend und schreibend auszudrücken. Da ist die Freude sündenrein, Ich hab mich müd in dir ergangen, Le Corbusier (10 Franken) | Don Correa | Keller zufolge war Hoffmann sein eigentlicher Entdecker, als er nach einem Blick in das Manuskript, das bei Follen gelandet war, den Dichter schleunigst herbeiholen ließ. [17], In diesen Sammlungen – und allen folgenden – enthalten war auch ein Lied, mit welchem Keller erneut politisch Farbe bekannte, diesmal weithin sichtbar. 1823 wurde er zum Obmann der Drechslerinnung gewählt. Dieses Gedicht, von Keller selbst nie veröffentlicht, lag seinem nie abgeschickten Abschiedsbrief an Johanna bei, 11. Im Übergang von Naturalismus zur Neuromantik, Bewegungen denen Keller reserviert gegenübergestanden hatte, fühlten sich Anhänger beider Richtungen von ihm angezogen. Horace Bénédict de Saussure (20 Franken) | Verlegerisch tat dies Ferdinand Weibert (1841–1926), neuer Inhaber der Göschen’schen Verlagsbuchhandlung. Keller wechselte ab 1877 Briefe mit dem Husumer Dichter Theodor Storm und dessen Freund, dem Schleswiger Regierungsrat Wilhelm Petersen. Abgesehen von dieser Erzählung ist über Kellers erste Lehrjahre kaum mehr bekannt, als dass sein Lehrherr Peter Steiger hieß (, Vgl. Dem Wiener Literaturkritiker Emil Kuh gegenüber charakterisierte er seine Produktionsweise: Neben dem neugewonnenen Korrespondenten Kuh trug auch sein alter Freund Friedrich Theodor Vischer, inzwischen Professor in Tübingen, kritisch dazu bei, dass Keller die in Berlin begonnenen Erzählungen fortsetzte. März 1873; zitiert nach Hans Wysling Hrsg. In den letzten beiden Jahren zog es ihn immer stärker in die Schweiz zurück, zumal ihn seine Mutter und Schwester, die er oft lange Zeit ohne Nachricht gelassen hatte, dort sehnlich erwarteten. Einige von diesen lebten auf den Irrfahrten ihres Exils zeitweilig in Zürich, so der philosophisch-politische Publizist Arnold Ruge und, neben Georg Herwegh, auch Ferdinand Freiligrath und Hoffmann von Fallersleben. Über weitere Attraktionen, die seine Vaterstadt zu bieten hatte, berichtete er Freund Hettner: Mit den „einzelnen Größen“ waren Jacob Burckhardt, Hermann Köchly, Pompejus Bolley und Jakob Moleschott gemeint, bis auf Burckhardt alles Deutsche. Kellers Korrespondenz mit Adolf Exner und Marie, fortgeführt bis kurz vor seinem Tode, zeigt ihn auf der Höhe seiner Kunst als Briefverfasser. Keller besaß nun zwar einen Namen als Dichter und Erzähler. Er wusste nicht, dass diese bereits mit dem Juristen Eugen Huber liiert war. Keller schrieb: Ein bundesweites Verbot der Kinderarbeit kam in der Schweiz erst 1877 zustande. Unter dem Eindruck der politischen Lyrik des Vormärz entdeckte er sein dichterisches Talent. [124] Bemerkungen zu Kellerschen Gedichten finden sich auch in Schriften neuerer deutscher Philosophen, so bei Theodor W. Jonas Fränkel, der Herausgeber von Kellers Briefen an Vieweg, urteilte: Unvergütet blieb Keller – wohl lebenslang – auch die intensive Tätigkeit, mit der er seine ausgedehnten Schreibpausen füllte: Klassikerlektüre, die den Schriften ihre als „Literarität“ geschätzte Tiefendimension hinzufügte,[65] und gedankliches Ausspinnen neuer Werke. Bei seiner Rückkehr fand der Dichter die Heimat wirtschaftlich und kulturell in vollem Aufschwung. Seine Lyrik regte eine Vielzahl von Musikern zur Vertonung an. Den Sommer nach dem schulischen Missgeschick verbrachte er im malerisch gelegenen Glattfelden, wo er in der vielköpfigen Familie seines Oheims und Vormundes, des Arztes Heinrich Scheuchzer (1786–1856), häufiger Feriengast war. Fröbel hatte 1841 das Literarische Comptoir Zürich und Winterthur mitgegründet, einen Verlag, der sich bald zum Organ deutscher „Zensurflüchtlinge“ entwickelte. ): Quellen zu diesem Abschnitt: Musikabteilung der, vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen, Literarische Comptoir Zürich und Winterthur, Publikationen von und über Gottfried Keller, Walter Morgenthalers Gottfried-Keller-Website, eHKKA (Die elektronische Version der Hist.Krit. So der Journalist Julius Rodenberg und den Maler Ludwig Pietsch. Der grüne Heinrich | Bald darauf kaufte Kellers Vater das Haus „Zur Sichel“. Der Sonderbundskrieg von 1847, der die Ausweisung der Jesuiten und die Konstitution des modernen Schweizer Bundesstaats zur Folge hatte, warf bereits seinen Schatten voraus, und der „ungezogene Lyriker“, wie er sich später selbst bezeichnete,[18] verfasste Anfang 1844 für ein illustriertes Flugblatt das Lied mit dem Kehrreim „Sie kommen, die Jesuiten!“. 1876–77 verfasste Keller die Züricher Novellen, die zum Teil in Julius Rodenbergs Deutscher Rundschau vorabgedruckt wurden, dann in endgültiger Gestalt als Buch bei Göschen herauskamen. Gottfried Keller hatte eine Selbstbiografie verfasst, die bei Professor und Privatdozent für deutsche Literatur Julius Stiefel (1847–1908) zwischenzeitlich aufbewahrt wurde.[111]. [62] Insgesamt zahlte Vieweg kaum 1⅓ Louis d’or pro Bogen,[63] und das, während sein Verlag florierte und obwohl ihm Kellers wirtschaftliche Lage bekannt war. Hatte man mit dem Jahresgehalt von 5000 bis 6000 Franken einem Frondeur den Mund stopfen wollen? die umfangreiche Abteilung „Festlieder und Gelegentliches“ in: Vgl. Beim Festbankett lernte Keller den jungen Wiener Rechtsgelehrten Adolf Exner kennen, zu dem er sogleich eine herzliche Freundschaft knüpfte. Keller an Müller von Königswinter, 27. 1826 heiratete sie den Leiter ihrer Werkstatt, der sich jedoch nach wenigen Monaten mit ihr zerstritt und sie verliess. April 1869 bei hoher Wahlbeteiligung mit großer Mehrheit angenommen wurde. Sie ging unter dem Namen Dorothea Schönfund (= Bella Trovata = Betty Tendering) in den letzten Band des Grünen Heinrich ein. Die arme Baronin | Kategorien Premiumabo E-Paper & Web Web only Aboservice Kurzabo Informationen Von Zürcher Regierungsseite mangelte es nicht an Initiative, ihn auf gute Art unterzubringen. Es sei „schrecklich“, bekannte er Ludmilla Assing, „wie es in Zürich von Gelehrten und Literaten wimmelt“. Schon zu seinen Lebzeiten galt er als einer der bedeutendsten Vertreter der Epoche des bürgerlichen Realismus. Auguste Forel (1000 Franken), Fünfte Serie (1956) Das erste Honorar war verbraucht, der erste Dichterruhm verrauscht; mit literatur- und kunstkritischen Beiträgen, wie er sie für die Neue Zürcher Zeitung und die Blätter für literarische Unterhaltung verfasste, war kein Lebensunterhalt zu verdienen; weder war er für die Publizistik, die den kenntnisreichen Schulz ernährte, überhaupt geschaffen, noch ein Kaufmann wie Freiligrath, der bereits 1846 eine Anstellung in London gefunden hatte und samt Familie dorthin verzogen war. Die Buchausgabe umfasst die Erzählungen Hadlaub, Der Narr auf Manegg, Der Landvogt von Greifensee, Das Fähnlein der sieben Aufrechten und Ursula. Varnhagen machte ihm Rahels Handexemplar von Johannes Schefflers Cherubinischem Wandersmann zum Geschenk. In: 2. Vergeblich: Die Sieben Legenden ließen 16, die Leute von Seldwyla II 19, das Sinngedicht 25 Jahre auf sich warten. Ein von Keller mit großen Hoffnungen für die Kunstausstellung in Zürich gemaltes Bild, heute unter dem Titel Heroische Landschaft zu Ehren gelangt, kam dort beschädigt an, wurde kaum beachtet und blieb unverkauft. Synchron wurde dazu im Feuilleton das Fähnlein nachgedruckt, in welchem zu lesen stand: „Laß einmal Kerle mit vielen Millionen entstehen, die politische Herrschsucht besitzen, und du wirst sehen, was die für Unfug treiben!“[87] Die Irritation im Escher-Lager war beträchtlich. In: Walter Morgenthaler: „Regenliedchen für Line.